Pompeji verfügte über eines der fortschrittlichsten Wassersysteme der Antike. Obwohl die Stadt klein war, besaß sie ein ausgeklügeltes Netz aus Aquädukten, Wasserleitungen, Brunnen, Reservoirs, Bleirohren und privaten Hausanschlüssen. Nirgends sonst lässt sich römische Wassertechnik so gut studieren wie in Pompeji, denn der Vesuv konservierte große Teile der Infrastruktur.

Dieser ausführliche Artikel erklärt, wie die Wasserversorgung funktionierte, woher das Wasser kam, wie es verteilt wurde, welche Rolle Brunnen spielten und welche technischen Innovationen die Römer einsetzten.
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Die Bedeutung von Wasser in der römischen Welt
Wasser war für die Römer nicht nur ein Alltagsbedürfnis, sondern ein Zeichen von Zivilisation und Wohlstand. Städte mit funktionierenden Aquädukten galten als modern und lebenswert. Wasser war notwendig für:
- Trinkwasser
- Kochen & Hygiene
- Thermen & öffentliche Bäder
- Bewässerung von Gärten
- Handwerk und Gewerbe
- Brunnen und öffentliche Anlagen
Pompeji verfügte bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. über ein hoch entwickeltes System.
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Woher kam das Wasser? – Der Aqua Augusta
Pompeji wurde vom gewaltigen Aquädukt Aqua Augusta (auch Serino-Aquädukt) versorgt. Dieses Großprojekt führte Wasser aus den Bergen südöstlich von Neapel über mehr als 100 Kilometer zu verschiedenen Städten Kampaniens:
- Pompeji
- Herculaneum
- Stabiae
- Misenum
- Neapel
Der Aqua Augusta war eines der komplexesten Wassersysteme des gesamten Römischen Reiches.
Verteilung in die Stadt – der Wasserverteiler (Castellum Aquae)
Das Wasser gelangte in Pompeji über die Porta Vesuvio und wurde dort in ein Verteilerbecken geleitet – das Castellum Aquae.
Das Verteilerbecken hatte drei wichtige Funktionen:
- Regulierung des Wasserdrucks
- Filtration von Sedimenten
- Verteilung in drei getrennte Leitungen
Von hier aus floss das Wasser:
- in die öffentlichen Brunnen
- in die Thermen
- in private Häuser (bei wohlhabenden Familien)
Der Wasserverteiler selbst ist heute gut sichtbar und ein Highlight vieler Führungen.
Öffentliche Brunnen – das Rückgrat der Wasserversorgung
Pompeji besaß mehr als 40 öffentliche Brunnen, strategisch verteilt über die gesamte Stadt. Fast jede Insula (Wohnblock) hatte mindestens einen Brunnen – eine enorme Innovation.
Die typische Brunnenarchitektur:
- ein massiver Steinblock aus Tuffstein
- eingeritzte Linien für Eimer
- ein Wasserauslauf aus Bronze
- Becken für Tiere oder Reinigungsarbeiten
Brunnen waren zentrale Treffpunkte der Nachbarschaft, besonders für Frauen, Kinder und Sklaven.

Private Wasseranschlüsse – ein Luxus für reiche Haushalte
Nur wenige wohlhabende Häuser hatten eine eigene Wasserleitung. Diese bestand aus Bleirohren, die vom Hauptnetz abzweigten. In reichen Villen gab es:
- wassergespeiste Küchen
- Bäder mit Warm- & Kaltwasser
- Springbrunnen im Innenhof
- Zisternen zur Speicherung
Einige der spektakulärsten Beispiele finden sich im:
- Haus der Vettier
- Haus des Fauns
- Haus der Großen Fontäne
Dort funktionierten Dekor und Alltag Hand in Hand – Wasser war Statussymbol und Komfort.
Bleirohre (Fistulae) – Technik der Römer
Die Römer verwendeten Bleirohre (fistulae), die oft klar mit Besitzerstempeln markiert waren. Dadurch wissen wir heute genau, welche Familien private Anschlüsse besaßen.
Vorteile von Bleirohren:
- leicht formbar
- druckbeständig
- einfach zu verlegen
Die Bleikontamination wurde durch den ständigen Wasserdurchfluss minimiert – das Wasser stagnierte nie.
Zisternen – ältere Methode vor dem Aquädukt
Bevor Pompeji an den Aqua Augusta angeschlossen wurde, nutzte die Stadt vor allem Zisternen. Viele Häuser behielten sie auch später als Reserve.
Sie sammelten Regenwasser über:
- Dachrinnen
- Kanäle im Atrium
- Abflüsse im Impluvium
Diese Lösung war besonders für ärmere Haushalte wichtig.
Thermen – die größten Wasserverbraucher Pompejis
Thermen waren ein zentraler Bestandteil des römischen Lebens. Pompeji besaß mindestens drei große Badeanlagen:
- Stabianer Thermen
- Forumsthermen
- Zentralthermen
Sie verwendeten Wasser für:
- Kaltbäder (Frigidarium)
- Lauwarmbäder (Tepidarium)
- Heißbäder (Caldarium)
- Dampfbäder
- Sportbereiche
Heißwasser wurde durch große Kessel erhitzt, die über Hypokausten (Fußbodenheizung) betrieben wurden.
Mehr dazu in deinem Artikel:
→ Pompeji Thermen
Springbrunnen & Wasserspiele in reichen Häusern
Private Häuser verwendeten Wasser als dekoratives Element. In vielen Villen findet man:
- Wasserbecken mit Mosaiken
- kleine Springbrunnen
- Gartenbecken
- kanalisierte Wasserläufe
Diese Installationen waren prestigeträchtig und dienten als Zeichen von Wohlstand.
Wasser für Handwerk & Gewerbe
Viele Handwerksbetriebe benötigten Wasser:
- Färbereien (für Stoffe)
- Walkereien
- Töpfereien
- Bäckereien
- Metallverarbeitung
Besonders Färbereien hatten tiefe Becken, die noch heute sichtbar sind.
Wasserdruck – eine römische Meisterleistung
Pompejis Wassersystem hatte mehrere Hochbehälter, um den Druck zu regulieren. Diese kleinen Türme sorgten dafür, dass das Wasser gleichmäßig durch die Stadt floss.
Ohne diese Technik wäre eine Versorgung der höher liegenden Stadtteile unmöglich gewesen.
Abwassersystem – anders als in Rom
Pompeji hatte kein geschlossenes unterirdisches Kanalsystem wie Rom. Stattdessen wurde Abwasser über:
- Straßenrinnen
- Gefälle
- Regenwasserströme
abgeleitet. Die erhöhten Gehsteige und Zebrastreifen dienten genau diesem Zweck.
Siehe dazu:
→ Straßen & Stadtplanung
Wie viel Wasser brauchte Pompeji?
Schätzungen gehen von rund 20.000–25.000 Litern pro Stunde aus, die über den Aqua Augusta flossen. Thermen, Brunnen und Gärten waren die größten Verbraucher.
Das System war so effizient, dass selbst bei großer Hitze keine Engpässe dokumentiert sind.
Was passierte mit der Wasserversorgung am Tag des Ausbruchs?
Am 24. August 79 n. Chr. brach die Versorgung zusammen. Der Ascheregen verstopfte Leitungen und beschädigte den Aquädukt. Brunnen versiegten innerhalb weniger Stunden.
Viele Menschen flohen deshalb frühzeitig aus der Stadt – denn ohne Wasser wurde der Alltag unmöglich.
Fazit
Pompejis Wassersystem ist eines der beeindruckendsten technischen Relikte der Antike. Von Aquädukten über Brunnen bis zu privaten Leitungen zeigt die Stadt, wie fortschrittlich römische Ingenieure waren. Das System war robust, effizient und gut geplant – ein Grund, warum Pompeji als Modell römischer Stadthygiene gilt.