Das Leben der Kinder in Pompeji ist überraschend gut dokumentiert. Durch Fresken, Graffiti, Spielzeugfunde, Haushaltsgegenstände, Inschriften und archäologische Untersuchungen wissen wir heute viel darüber, wie römische Kinder lebten, spielten, lernten und arbeiteten. Pompeji zeigt eine Welt, in der Kinder zwar weniger Rechte hatten als Erwachsene, aber dennoch einen festen Platz im sozialen, familiären und religiösen Leben hatten.
Dieser ausführliche Artikel erklärt alles über Geburt, Erziehung, Spiele, Schule, Kleidung, Arbeit und den Alltag junger Pompejaner.

Passende Artikel:
Freizeit & Spiele
Frauen in Pompeji
Alltag in Pompeji
Warum wir so viel über Kinder in Pompeji wissen
Pompeji ist einzigartig, weil viele Gegenstände erhalten blieben, die sonst bei Ausgrabungen verschwinden:
- Spielzeug aus Ton, Holz oder Knochen
- Miniaturfiguren
- Abdrücke kleiner Körper
- Schulschreibtafeln
- Kleidung und Schmuck
- Graffiti von und über Kinder
Dadurch lässt sich das Leben der Kinder erstaunlich detailliert rekonstruieren.
Familie & Geburt – die ersten Lebensjahre
Die Familie war das Zentrum des Lebens eines römischen Kindes. Kinder wurden meist zu Hause geboren und von der Mutter oder einer erfahrenen Hebamme entbunden. Nach der Geburt fand ein wichtiges Ritual statt:
Dies Lustricus – Namensgebungszeremonie
- am 8. Tag (Mädchen)
- am 9. Tag (Jungen)
Das Kind erhielt seinen Namen und wurde offiziell in die Familie aufgenommen.
Haustempel für Schutzgeister (Lari)
Oft stellten Eltern Miniaturfiguren in ihren Lararien auf, um den Schutz der Götter zu erbitten.
Unser Tipp: Eintrittspreise und Tickets für Pompeji 2025Die Eintrittskarten sind nicht ganz preiswert, aber für so eine weltbekannte Sehenswürdigkeit aber auch nicht überteuert. Kinder unter 18 Jahre sind frei (Ausweis wird kontrolliert). Sehr viele Besucher kaufen die Pompei-Tickets vorher im Internet, unter anderem um stundenlanges Anstehen an einer Kasse am Eingang zu vermeiden. Es gibt eine gute deutschsprachige Webseite für die Tickets: Hier Klicken |
Kleidung & Schmuck der Kinder
Kinder trugen vereinfachte Versionen der Tunika. Junge Kinder bekamen oft einen Talisman:
Bulla (für Jungen)
- Amulett gegen den bösen Blick
- aus Gold (reiche Familien) oder Bronze/Leder
Lunula (für Mädchen)
- mondförmiger Anhänger
- Symbol für Schutz und Fruchtbarkeit
Spielzeuge und Schmuck zeigen, dass auch arme Familien großen Wert auf Schutzamulette legten.
Spiele der Kinder – überraschend modern
Archäologische Funde beweisen: viele Spiele ähneln heutigen Kinderspielen stark.
1. Kreisel
aus Holz oder Ton, oft bemalt.
2. Murmeln & kleine Steine
Spielregeln ähnlich heutigen Murmelspielen.
3. Puppen
- aus Ton
- aus Holz
- mit beweglichen Armen und Beinen
4. Miniaturtiere aus Ton
dienten als Spielzeug oder Lernobjekte.
5. Brettspiele
Kinder spielten vereinfachte Versionen von:
- Tabula (Backgammon-ähnlich)
- Latrunculi (Schachähnlich)
6. Ballspiele
Ein beliebter Ball war der Harpastum, ähnlich Handball.
7. Seilspringen
durch Fresken belegt.
8. Rollenspiele & Haustiere
Kinder spielten oft mit Hunden, manchmal sogar mit Affen.
Schule & Bildung – konnten Kinder lesen & schreiben?
Ein großer Teil der pompejanischen Kinder erhielt eine Grundbildung. Schulen waren meist privat und befanden sich in kleinen Räumen oder privaten Häusern.
Die erste Stufe: Ludus
- Lesen
- Schreiben
- Rechnen
Kinder schrieben auf Wachstafeln mit Metallgriffeln.
Zweite Stufe: Grammatikschule
für wohlhabende Jungen:
- Gedichte lernen
- Geschichte
- Latein & Griechisch
Dritte Stufe: Rhetorik
Vorbereitung auf öffentliche Ämter – nur für reiche Jungen.
Mädchen und Bildung
Viele Mädchen konnten lesen, schreiben und rechnen – Hinweise dafür:
- Fresken von lesenden Frauen
- Graffiti weiblicher Handschrift
- Notizen in Haushaltsbüchern
Arbeit & Pflichten – Kinder halfen früh mit
Römische Kinder hatten Pflichten im Haushalt und im Betrieb der Eltern.
Typische Aufgaben:
- Wasser holen
- Kochen helfen
- Haustiere versorgen
- Einkäufe erledigen
- kleine Arbeiten im Laden
Das Familiengeschäft war ein wichtiger Lernort.
Religion & Rituale der Kinder
Kinder spielten eine aktive Rolle in der Religionspraxis. Sie nahmen an:
- Haustempel-Ritualen
- Prozessionen
- Festtagen
Viele Fresken zeigen Kinder in festlicher Kleidung bei religiösen Feiern.
Gesundheit & Medizin
Krankheiten waren ein großes Risiko. Kinder litten häufig an:
- Fieber
- Infektionen
- Mangelernährung
- Parasiten
Ärzte und Heilerinnen waren in Pompeji wichtig, besonders Hebammen.
Freizeit & Unterhaltung
Kinder genossen viele Freizeitaktivitäten:
- Besuche in Thermen (separate Räume für Kinder)
- Vorführungen im Theater
- Gladiatorenparaden
- Feste und Straßenfeste
Während Spiele und Bäder beliebt waren, galten Gladiatorenspiele als Höhepunkte.
Mehr dazu:
→ Freizeit & Unterhaltung
Soziale Rollen – Unterschiede je nach Familie
Je nach sozialer Schicht unterschieden sich Kinderleben stark.
Reiche Kinder:
- Bildung
- Spielzeug aus hochwertigen Materialien
- gut ausgestattete Zimmer
- Schmuck & Schutzamulette
Arme Kinder:
- frühe Mitarbeit im Haushalt
- wenn überhaupt, nur Grundbildung
- schlichtes Spielzeug
Sklavenkinder:
- körperliche Arbeit
- kein Zugang zu Bildung
- einfache Kleidung ohne Schmuck
Kinder & die Katastrophe des Vesuvausbruchs
Viele der Gipsabdrücke stammen von Kindern. Archäologen fanden:
- Kinder, die sich an ihre Eltern klammerten
- Kinder, die Fluchtrouten nutzten
- Kinder mit Spielzeug oder Schmuck
Ein tragischer Fund ist der Abdruck einer Mutter, die ihr Kind im Arm hielt – ein bewegendes Zeugnis der letzten Momente.
Mehr dazu:
→ Gipsabdrücke der Opfer
Graffiti – was Kinder selbst hinterließen
Inschriften zeigen Kinderhumor, Schulübungen, Spiele und sogar Beleidigungen.
Beispiele:
- „Cornelia liebt den Lehrer nicht.“
- „Severus hat hier gespielt.“
- „Gewinnen ist leicht, wenn man gute Würfel hat.“
Kinder waren kreativ und neugierig – genauso wie heute.
Kindheit im Vergleich zu heute
Viele Aspekte ähneln modernen Kindheiten:
- Spielverhalten
- Familienleben
- Freundschaften
Aber manche Unterschiede sind groß:
- frühe Verantwortung
- geringe medizinische Versorgung
- hohe Kindersterblichkeit
Fazit
Kinder in Pompeji lebten in einer aktiven, lebendigen Welt. Sie spielten, lernten, arbeiteten und hatten einen festen Platz im Familien- und Stadtsystem. Pompeji zeigt, wie vielschichtig und menschlich die römische Kindheit war – weit mehr als ein Randthema der Geschichte.