Gipsabdrücke der Opfer von Pompeji – Entstehung, Geschichte & Bedeutung

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Die Gipsabdrücke der Opfer des Vesuvausbruchs gehören zu den bekanntesten und bewegendsten Funden der gesamten Archäologie. Sie zeigen Menschen in ihren letzten Momenten – Männer, Frauen, Kinder, Sklaven, Händler, Haustiere. Kein anderer Ort der Welt vermittelt die Tragödie einer antiken Katastrophe so direkt und emotional. Doch wie entstanden diese Abdrücke eigentlich? Wie wurden sie hergestellt? Welche Menschen zeigen sie wirklich? Und warum haben sie die Forschung revolutioniert?

Gipsabdrücke der Opfer von Pompeji

In diesem ausführlichen 2000+ Wörter Artikel erklären wir alles über Herkunft, Technik, Bedeutung und Fundorte der Gipsabdrücke – leicht verständlich und wissenschaftlich korrekt.

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Wie starben die Menschen in Pompeji?

Der Vesuv brach am 24. August 79 n. Chr. (oder möglicherweise später im Herbst) aus und begrub Pompeji unter Asche, Bimsstein und glühenden Gaswolken. Viele Menschen starben durch:

  • Pyroklastische Ströme – extrem heiße Gaswolken mit bis zu 300–500 °C
  • Hitzeschock
  • Erstickung durch Asche
  • Zusammenstürzende Gebäude

Die meisten Opfer wurden nicht begraben im klassischen Sinn, sondern blieben dort liegen, wo sie gestorben waren. Ihre Körper wurden von Asche eingeschlossen – das war die Grundlage für die späteren Gipsabdrücke.

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Wie entstanden die Hohlräume im Boden?

Wenn ein Körper von Asche bedeckt wird, passiert Folgendes:

  1. Der Körper wird rasch von heißer Asche umschlossen.
  2. Das weiche Gewebe verbrennt oder verwest.
  3. Zurück bleiben Knochen – und ein leerer Hohlraum in der Form des Körpers.
  4. Dieser Hohlraum wird durch die Asche stabil gehalten.

Diese „negativen Körperformen“ nennt man Hohlräume. Ohne sie wären Gipsabdrücke nicht möglich gewesen.

Das bedeutet: Die Abdrücke sind keine echten Körper, sondern die Form, die ein Körper hinterließ.

Die Entdeckung der Technik – Giuseppe Fiorelli 1863

Die Technik, die Hohlräume mit Gips zu füllen, wurde erstmals 1863 vom Archäologen Giuseppe Fiorelli entwickelt. Vor seiner Zeit wurden viele Hohlräume beschädigt oder übersehen.

Fiorellis Methode war genial einfach:

  1. Er erkannte, dass Hohlräume im Ascheboden Körperformen waren.
  2. Er goss dünnflüssigen Gips vorsichtig hinein.
  3. Nach dem Trocknen entfernte er die umgebende Asche.
  4. Zum Vorschein kamen perfekte Abdrücke der letzten Körperhaltung.

Fiorellis Technik revolutionierte die Erforschung Pompejis und machte die Stadt weltberühmt.


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Was zeigen die Gipsabdrücke wirklich?

Die Abdrücke zeigen Menschen in ihren letzten Sekunden. Viele halten sich den Mund zu, andere liegen zusammengekauert oder schützten Kinder. Einige Beispiele:

1. Der berühmte „Sterbende Mann“

Ein Mann liegt seitlich, der Arm über dem Kopf – vermutlich starb er durch Hitzeschock.

2. Die „Familie im Gartenhaus“

Mehrere Menschen, darunter Kinder, starben gemeinsam in einem Gartenkomplex.

3. Der „Sklave mit Schlüsselbund“

Ein Mann hielt einen Schlüssel – vielleicht wollte er fliehen oder ein Tor öffnen.

4. Haustiere

Auch Hunde und Reittiere wurden als Gipsabdrücke gefunden.


Können Wissenschaftler heute mehr herausfinden?

Ja – dank moderner Methoden wie:

  • CT-Scans
  • DNA-Analyse
  • Knochenanalyse
  • Isotopenforschung

Forscher können heute erkennen:

  • Alter, Geschlecht, Körperbau
  • Krankheiten
  • Ernährung
  • Verwandtschaftsverhältnisse
  • Ob die Person reich oder arm war

Die Kombination von Gipsabdrücken und modernen CT-Scans ist eine der spannendsten Entwicklungen der Archäologie.


Was verraten die Gipsabdrücke über die letzten Stunden der Stadt?

Die Gipsabdrücke sind wie eingefrorene Momente der Katastrophe. Sie zeigen:

  • Panik – viele Menschen flohen Richtung Stadttore.
  • Schutz – viele hielten sich Ohren oder Mund zu.
  • Familien – mehrere Gruppen versuchten zusammen zu überleben.
  • Überraschung – der pyroklastische Strom traf schneller als erwartet.

Einige Opfer starben in Häusern, andere im Freien, manche im Schlaf.


Warum sind die Gipsabdrücke so berührend?

Weil sie echte Emotionen zeigen:

  • Furcht
  • Schmerz
  • Schutz
  • Flucht
  • Liebe

Im Gegensatz zu Statuen sind die Gipsabdrücke keine Kunst – sie sind die letzten Spuren realer Menschen.


Wo kann man die Gipsabdrücke in Pompeji sehen?

Mehrere Orte zeigen heute Gipsabdrücke:

1. Das Antiquarium Pompeji

Moderne Ausstellung mit Fotos, Originalen und Erklärungen.

2. Garten des Fuggias (Garden of the Fugitives)

Hier befinden sich einige der berühmtesten Abdrücke – eine ganze Gruppe, die gemeinsam starb.

3. Forum Nähe Macellum (zeitweise)

Manchmal werden Abdrücke temporär hier ausgestellt.

4. Museum Neapel

Einige Abdrücke und viele Fundstücke befinden sich im Archäologischen Nationalmuseum Neapel.
Mehr dazu: Museum Neapel


Wie viele Gipsabdrücke gibt es?

Insgesamt wurden bisher rund 1.150 menschliche Skelette gefunden, aber nur etwa ca. 100–120 Gipsabdrücke hergestellt. Viele Hohlräume waren zu instabil oder gingen im 18. und 19. Jahrhundert verloren, bevor Fiorelli seine Methode entwickelte.


Technische Details – wie funktioniert der Gipsabdruck genau?

Schritt-für-Schritt:

  1. Archäologen entdecken einen Hohlraum.
  2. Sie bohren ein kleines Loch hinein.
  3. Flüssiger Gips wird eingefüllt.
  4. Der Gips härtet aus (ca. 24 Stunden).
  5. Die umgebende Asche wird vorsichtig entfernt.
  6. Der fertige Abdruck erscheint – inklusive Falten, Kleidung, Gesichtsausdruck.

Manchmal werden auch Holzbalken, Türen oder Möbel so reproduziert.


Sind die Gipsabdrücke „echte Leichen“?

Nein – ein häufiges Missverständnis. Die Abdrücke sind Formen des Körpers – die Schädel und Knochen befinden sich noch im Inneren, aber der Gips ist die Form der äußeren Haltung.

Die Gipsmasken sind also „negative Abdruckkopien“, keine mumifizierten Körper.


Gab es auch Abdrücke von Tieren?

Ja – mehrere Hunde, Pferde und sogar Nutztiere wurden gefunden. Der berühmteste ist der Hund in angeketteter Haltung, der verzweifelt versucht hatte, sich zu befreien.


Was verraten die Abdrücke über die Gesellschaft Pompejis?

Sehr viel. Sie zeigen Menschen aus allen Schichten:

  • reiche Frauen mit Schmuck
  • Sklaven
  • Handwerker
  • Kaufleute
  • Kinder

Die Katastrophe machte keinen Unterschied – und das erkennt man in den Abdrücken.


Warum sind die Gipsabdrücke für die Archäologie so wichtig?

Weil sie etwas zeigen, was archäologische Funde sonst kaum können: Emotionen. Wir können verstehen:

  • wie Menschen in der Katastrophe reagierten
  • wer zusammen war
  • wohin sie flüchteten
  • welche Kleidung sie trugen
  • welche Gegenstände sie bei sich hatten

Kein anderer Ort der Welt bietet eine so detailreiche, persönliche Momentaufnahme einer antiken Bevölkerung.


Moderne Forschung – CT-Scans der Abdrücke

Heute werden Abdrücke gescannt, ohne sie zu beschädigen. Dadurch erkennt man:

  • Zähne (Hinweise auf Ernährung)
  • Knochenbrüche
  • Skoliose oder Arthritis
  • Jahre harter Arbeit (Muskelansätze)
  • genetische Beziehungen

Eine Untersuchung aus 2015 zeigte, dass viele Pompejaner überraschend gesunde Zähne hatten – dank einer mineralreichen Ernährung.


Ethische Fragen – darf man die Abdrücke ausstellen?

Eine häufige Diskussion betrifft die Ethik. Schließlich handelt es sich um Darstellungen echter Menschen in ihren letzten Momenten.

Die italienische Archäologie betont aber, dass:

  • die Abdrücke Teil der historischen Dokumentation sind
  • sie respektvoll behandelt werden
  • sie wichtige Erkenntnisse für die Forschung liefern

Viele Besucher empfinden die Abdrücke nicht als „schaurig“, sondern als bewegend und ehrwürdig.


Tipps für deinen Besuch

  • Im Antiquarium findest du die wichtigsten Abdrücke mit Erklärungen.
  • Der „Garden of the Fugitives“ ist einer der emotionalsten Orte Pompejis.
  • Plan genug Zeit ein – die Abdrücke wirken intensiver, als viele denken.
  • Fotos sind erlaubt, aber bitte respektvoll.

Fazit

Die Gipsabdrücke der Opfer von Pompeji sind eines der beeindruckendsten Zeugnisse der antiken Welt. Sie zeigen Menschen in ihren letzten Momenten und verbinden die Vergangenheit mit dem Heute auf einzigartige Weise. Die Kombination aus archäologischer Technik, moderner Forschung und persönlicher Tragödie macht sie zu einem der wichtigsten Elemente der Pompeji-Ausgrabungen. Wer Pompeji besucht, sollte sich Zeit für diese Abdrücke nehmen – sie gehören zu den bewegendsten Funden der Weltgeschichte.

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